Niedliche Lämmer, duftender Ginster und der grandiose Rest...
Endlich hatten wir mal wieder die Gelegenheit, nach Schottland zu reisen. Die Tour war für uns schon längst überfällig, wollten wir doch einige Hotels testen und das eine oder andere Neue kennenlernen.
Gerade für Rundherum-Interessiert hat Schottland unglaublich viel zu bieten: herrliche Natur mit der Besonderheit der wilden, kargen Highlands, tolle Küste, viele historische Stätten, wie Burgen, Schlachtfelder etc. sowie interessante Städte.
Dass unser länger geplanter Besuch nun auch noch mit der Visit Scotland Tourismus-Messe EXPO in Glasgow zusammenfiel, passte uns natürlich hervorragend in den Kram.
So kurvten wir erst mal mit unserem Knutschkugel-Mietwagen (Achtung: Linksverkehr und One-Lane-Roads!) in Richtung Isle of Skye. Auf dem Weg machten wir noch einen Stopp auf der Isle of Bute mit dem faszinierenden Mount Stuart House. Hier hat neben Pauf McCartney, dessen Tochter hier geheiratet hat, u.a. auch schon Madonna genächtigt. Das gibt dem Ganzen natürlich einen zusätzlichen Glamour-Faktor! Wer Zeit hat, guckt sich auch den schönen Park an. Den Firth of Clyde, der die Insel umgibt, haben wir geschickt in einer Rundtour mittels zweier Fähren überbrückt (Wemyss Bay-Rothesay und Colintraive-Rhubodach, letztere braucht nur geschmeidige 5 Minuten).
Und überall empfingen uns quietschvergnügte winzige Lämmer, die oft erst einige Tage oder Stunden alt waren - extrem süüüüß! Schade, dass so viele davon in den Kochtöpfen landen (ups, hätte ich hier vielleicht nicht erwähnen sollen).
Und dann der allgegenwärtige Ginster, der weite Flächen der Hügel und Straßenränder in ein fröhliches Gelb taucht. Ich muss in jeden Busch an dem ich vorbeikomme meine Nase stecken. An dem tollen Kokosduft kann ich mich einfach nicht sattriechen.
Auf der Isle of Sky haben wir endlich die Wanderung zum Old Man of Storr geschafft.
Der Wettergott war uns hold, erst als wir zurück am Auto waren, fing es an zu regnen. Oben stürmisch ohne Ende, aber ein toller Blick über die Insel.
Es gibt übrigens einen kniefreundlichen, nicht ganz so steilen Alternativweg, den wir zum Runtergehen genommen haben. Ohne Wanderstöcke, die nicht mehr ins Gepäck gepasst haben, ist das steile Abwärts nix mehr für meine ollen Knochen. Apropos stürmisch, wir haben den menschenleeren Neist Point morgens ganz früh genossen (besonders in der Hochsaison eine gute Idee, da hier untertags oft der Bär steppt und Parkplätze rar sind), es hat gegraupelt, geregnet und uns fast von der Klippe gepustet. Nicht ganz ungefährlich, da muss man schon aufpassen.
Danach kam der Schnee, der uns bis Glen Coe verfolgt hat - alle Wetter! Schon seltsam, der Anblick der weiß überzuckerten Highlands. Wir müssen echt mal im Winter herkommen. Soll übrigens auch sehr schön sein, besonders Fotografen sind von dem tollen Licht in dieser Zeit begeistert.
Am dekorativen Eilean Donan Castle, wegen seiner Lage im Wasser und der Steinbrücke ein beliebtes Fotomotiv, sind wir aufgrund unserer terminlich begründeten Kreuz- und Querfahrten mehrfach vorbeigekommen, und was soll ich sagen, es wurde jedes Mal schöner!
Interessante Sehenswürdigkeiten
Ein paar neue Eindrücke konnten wir in der Gegend um den Loch Tay sammeln, vorher leider eher etwas kurz gekommen.
Sehr spannend war das Crannog Center, dort hat man ein Pfahlhaus im See nachgebaut, in gleicher Art und mit gleichen Mitteln wie in der Eisenzeit. Und man lernt hier u.a. nur mit Hilfe eines Holzbretts und eines Stöckchens Feuer zu zaubern. Also, falls ich mal irgendwo im Nirgendwo ausgesetzt werden sollte - ich bin jetzt überlebensfähig!
Auch im Highland Folk Museum, einem Freilichtmuseum ganz in der Nähe wird viel Wert auf Authentizität gelegt. Menschen in Kostümen stellen das Leben damals dar und erklären alles auf unterhaltsame Art und Weise. Wer nicht viel Zeit hat, macht nix, der Eintritt ist frei, man kann also auch nur mal kurz reinspringen und sich umsehen. Aber Vorsicht, kann sein, dass man hier die Zeit vergisst... Und wem es gefällt, sollte durchaus eine Spende dalassen, denn hier steckt eine Menge Arbeit, Herzblut und auch Geld drin.
Rein auf Spendenbasis arbeiten auch viele Museen in Glasgow. Klasse fanden wir das Kelvingrove Museum, das sehr vielfälig ist und von Design, über Gemälde, naturhistorischen Teil und moderne Kunst etwas für jeden bietet, obwohl wir hier echt zu wenig Zeit hatten (wir wurden pünktlich um kurz vor 17:00 Uhr rauskomplementiert, da gibt es keine Gnade).
Auch ein Highlight war das Riverside Museum. Hier gibt es nicht nur eine große Sammlung an Autos, Zügen, Fahrrädern, Kutschen etc., sondern auch noch eine nachgebaute Straße mit alten Geschäften aus dem frühen 20. Jh. und einen tollen Großsegler, der direkt hinter dem Museum vor Anker liegt.
Südlich von Glasgow findet man mit dem Culzean Castle ein beeindruckendes Schloss mit großem Park vor. Für alle, die Kultur und gepflegte Parks und Gärten lieben, gibt es in Schottland viele Möglichkeiten, beides zu kombinieren.
Und wenn man schon mal in der Gegend ist, kann man sich überlegen, ob nicht ein Hüpfer hinüber nach Arran eine Option ist. Man sagt, die Insel sei eine Minaturausgabe von Schottland, da sie auf der einen Seite hügelig und grün wie die Lowlands ist und auf der anderen karge, hohe Berge wie in den Highlands aufweist. Hier gibt es übrigens interessante 4-Wheel-Drive-Touren durch die wilde Natur.
Die zweitgrößte Stadt nach Glasgow ist Edinburgh. Auch hier haben wir diesmal nur auf eine Stippvisite vorbeigeschaut. An einem sonnigen Samstag waren die Straßen gut gefüllt von Shoppern und Touristen (oder einer Kombi aus beidem). Unseren Afternoon Tea (bzw. Cappuccino) nahmen wir stilvoll auf der Royal Yacht Britannia ein. Das Schiff, auf dem die englische Königsfamilie über 40 Jahre Staatsgäste empfing, aber auch ihre Urlaube verbrachte, liegt seit Ende 1997 als Museumsschiff im Hafen der Stadt. Ich verfolge zwar üblicherweise nicht die Einzelheiten zu den Royals in der Klatschpresse, trotzdem war der Besuch überaus interessant und kurzweilig. Und sowohl der Kaffee als auch die Scones waren überraschend lecker.
Einen Dinner-Tip für Edinburgh habe ich noch: Das "Gardener's Cottage". In dem winzigen Lokal serviert man nur ein (innovatives) 7-Gang-Menü und als Gast kann man dabei den Köchen auf die Finger schauen. Sehr lecker, überaus freundlicher Service, aber unbedingt vorreservieren. Und: An den langen Tischen kommt man gerne mal mit den Nachbarn ins Gespräch.
Atemberaubende Natur
Neben der für ihre Natur bekannten Isle of Skye haben wir auch noch die Nord- und Westküste abgegrast. Hier gibt es viele der berüchtigten One-Lane-Roads, die aber mit vielen Ausweichbuchten ausgestattet sind, so dass das Fahren meist kein Problem ist, zumindest für versierte Autofahrer. Alle anderen lernen es spätestens hier oder sie haben einen Fahrer dabei, so wie ich! Und wieder einmal haben wir gemerkt: ans Linksfahren gewöhnt man sich ganz schnell - ich wollte nach der Rückkehr bei unserem eigenen Auto doch glatt auf der falschen Seite einsteigen, so selbstverständlich war alles nach kurzer Zeit.
Mit einem weinenden Auge habe ich von John O'Groats aus in Richtung Orkneys geschaut. Leider war der Besuch der Inseln diesmal nicht drin.
Dafür hat uns das Wetter an der Nordküste komplett verwöhnt. Herrlicher Sonnenschein ließ das Blau des Meeres und das Weiß der Strände noch mehr erstrahlen. Auch wenn es windig war, aber mit Wind ist sowieso immer zu rechnen.
Gut, dass wir genügend Zeit für ein paar Stopps eingeplant haben. Irgendwie will man ständig den Fotoapparat bzw. das Smartphone zücken.
Wunderschön ist auch die Westküste, vom Norden kommend erheben sich mächtig wirkende Berge, wir fahren wie in Trance durch diese einmalige Landschaft und nie wird es langweilig. Wir können uns gar nicht sattsehen an dieser unerschöpflichen Natur - bestimmt liegt es auch an dem einfach grandiosen Wetter. Aber auch an trüben Tagen hat die Landschaft ihren Reiz - da muss man nur mal ein paar Naturfotografen fragen! Das Gute ist ja, durch den Wind verziehen sich die Wolken oft schnell, dann kommt ab und zu die Sonne heraus.
Panoramarouten mit den typisch engen Straßen gibt es in Schottland reichlich. Man muss auf einer Etappe nicht alle abfahren, dafür reicht die Zeit oft nicht. Lieber nur eine und dafür richtig ohne Zeitdruck genießen. Die Halbinsel von Applecross bietet sich hierfür z.B. an. Aber auch wer nicht zu viel Zeit hat, kann auch nur von der A896 zum Pass hinauffahren. Direkt an der Abzweigung gibt es übrigens ein sehr nettes Café, das "Bealach", mit hübscher kleiner Galerie und einem Shop, der gut geeignet ist, um lokale, hochwertige Mitbringsel zu kaufen. Und der Kaffee ist auch echt lecker...
Ich glaube, ich könnte hier noch endlos weitererzählen, dabei habe ich nur einige der wichtigsten Sachen auf unserer Tour angekratzt. Jetzt wo ich das schreibe, fällt mir noch viel mehr ein, aber irgendwann muss mal Schluss sein, aber z.B. gibt es viele interessante Schlösser und Gärten, die wir aber bereits kennen (oder, na ja, einige davon...). Whisky-Freunde, und solche die es werden wollen, finden einen unglaublichen Schatz an Single-Malt-Whiskys vor. Zumindest eine Tour in einer Distillerie sollte man gemacht haben und dann verschiedene verkosten. Wir haben z.B. auf unserer ersten Reise eine erkleckliche Anzahl an unterschiedlichen Miniaturfläschchen gekauft und unterwegs probiert, weil wir noch unsicher waren, welche Geschmacksrichtung die unsrige ist. Das war unser Einstieg in den Whisky-Kult... So, jetzt höre ich aber auf, das soll ja schließlich kein Reiseführer werden!
Schottland ist zwar nicht sooo riesig, aber man kann auf einer Reise einfach nicht alles sehen. Wie immer heißt es: weniger ist mehr und lieber wiederkommen, wenn es einem gefallen hat!