Fünf sehr gute Gründe für eine Reise ins Vaucluse

Genuss, Trüffel und bunte Landschaften in der Provence

Vaucluse Frankreich Provence

Oh lá lá: Vaucluse in der Provence!

 

Vaucluse ist nicht unbedingt jedem ein Begriff. Hier liegen jedoch bekannte Orte wie Avignon, Orange, Bergdörfer wie Gordes, Roussilion mit dem Ockersteinbruch. Vom prägnanten Berg Mont Ventoux seht ihr an klaren Tagen sowohl das Mittelmeer als auch die Alpen und Pyrenäen.

 

Uns gefallen hier besonders die kleinen Dörfer und die farbenprächtigen Landschaften: Lila Lavendelfelder, orangerote Ockersteinbrüche,.... Oh – und natürlich die kulinarischen Genüsse!

 

Wenn wir uns etwas von den Franzosen abschauen können, dann ist es das Genießen! Sie lassen sich Zeit, besonders beim Essen. Und sie geben gerne Geld für gute Lebensmittel, feine Menüs und charaktervollen Wein aus. In der Region erregt eine Spezialität ganz besondere Aufmerksamkeit: Der schwarze Trüffel!

 

Wer übrigens die Lavendelblüte sehen möchte, sollte ca. Mitte Juni bis Mitte Juli herkommen. Trüffelfreunde sollten sich einen etwas dickeren Pullover einpacken, die Saison geht von November bis März.

 

Na, und unsere Rundreise durch Südfrankreich führt natürlich auch durch die Region Vaucluse:

Ich habe mal fünf Gründe für einen Abstecher ins Vaucluse herausgepickt. Ach herrje, natürlich gibt's noch hundert mehr...

1. Hochherrschaftlich wohnen in einem echten Chateau!

© Château Martinay
© Château Martinay

Wenn ihr in Frankreich Urlaub macht, solltet ihr auf jeden Fall mal in einem Schloss – bzw. zumindest in etwas Schlossähnlichem – übernachten. Das ist einfach eine unvergleichliche Erfahrung, die ihr nicht so schnell vergesst. Die Châteaus sind meist umgeben von einem standesgemäßen Anwesen.

 

Besonders üppig geraten ist dies beim Château Martinay, etwas außerhalb von Carpentras. Alleine die Einfahrt durch das geschwungene, schmiedeeiserne Tor. Dann die Auffahrt durch den Park, vorbei an alten Baumriesen, die besonders im Sommer für angenehmen Schatten sorgen. Der erste Anblick des Schlosses hinter einem von Lavendelbüschen umsäumten Brunnen… Oh, das uralte Holzportal ächzt beim Öffnen und ihr findet euch staunend im Vestibül mit majestätisch hoher Decke wieder. Innen ist es weder plüschig noch verstaubt (ok, es ist ein Hotel, Staub wäre da ein bisschen ungünstig...).

 

Die ursprüngliche Architektur wurde restauriert und mit modernen Elementen ergänzt. Was anderswo vielleicht unpassend ist, wirkt hier ganz famos zusammen. Und die ganze Atmosphäre ist keinesfalls steif, sondern angenehm entspannt. Entdeckt im Park, versteckt zwischen weiteren großen Bäumen, den großen Pool neben der alten, wunderschönen Orangerie. Ein Ort den ihr nicht so schnell verlassen möchtet… Ach, gäbe es in der Umgebung nicht so viel zu sehen und zu erleben. Ein Restaurant hat das Schloss aktuell zwar nicht. Ein paar Minuten entfernt in Carpentras gibt es jedoch ein kleines, feines Restaurant das ich unter Punkt 3. weiter unten vorstelle.

 

Ach so, die Besitzer haben übrigens auch noch zwei Weingüter, an der Rhône. Eh klar.

2. Trüffel satt!

Über den Märkten der Region Vaucluse liegt vor allem von Dezember bis März der erdige, würzige Duft schwarzer, teurer Knollen. Auch wenn der schwarze „Rabasse“ oft als Périgord-Trüffel bezeichnet wird, befindet sich das Trüffelzentrum Frankreichs im Vaucluse. Denn ca. drei Viertel der Trüffelernte Frankreichs stammen aus dieser Region.

 

„Trüffelschwein“ wird heutzutage fast nur noch jemand genannt, der eine besondere Begabung darin hat, seltene Dinge zu entdecken. Denn früher wurden die wilden Trüffel meist mit Hilfe der feinen Nasen von Schweinen aufgespürt. Doch die intelligenten Borstenviecher hatten leider ein starkes persönliches Interesse am Verzehr der edlen Pilze und wussten dieses auch nachdrücklich zu verteidigen. Deshalb schwenkte man irgendwann auf Hunde um. Tja, die offenbar keine solchen Feinschmecker sind - oder zumindest besser zu dressieren. Wenn Ihr mal auf Trüffelsuche gehen wollt, dann könnt ihr das vor Ort während einer speziellen Tour probieren. Da erfahrt Ihr dann noch mehr Wissenswertes über das schwarze Gold.

 

Schwarze Trüffel werden inzwischen kaum noch in der wilden Natur gesucht, sondern auf Plantagen kultiviert. Hier sind mit dem Myzel geimpfte Bäume gepflanzt. Besonders die Steineiche ist ein guter Gastgeber für den Edelpilz. Einige Jährchen Geduld braucht es allerdings, bis die erste Ernte eingefahren, pardon, ausgegraben werden kann. Übrigens wachsen auch in deutschen Wäldern Trüffel, oft unerkannt in der Erde unter den passenden Wirtsbäumen. Aber Achtung: Besonders die Trüffel der Gattung Tuber (auch bekannt als Burgundertrüffel) stehen unter strengem Naturschutz. Nix also mit einfach so ausbuddeln, selbst wenn euer Hund ein Trüffelschnüffeldiplom hat!

 

Da hilft also nur selbst anpflanzen. Oder einfach in eines der auf Trüffel spezialisierten Lokale gehen, die aus den schwarzen Klumpen etwas Herrliches zaubern. Mehr dazu morgen.

 

Eins noch: Der schwarze Trüffel kann gut mitgegart werden, denn er hat weniger Duft als Geschmack. Der weiße – und noch teurere - Albatrüffel aus Italien dagegen würde beim Kochen komplett sein Aroma verlieren, da er vor allem von seinem Duft und weniger vom Geschmack zehrt. Die meisten hobeln diese Trüffel daher in zarten Blättchen über die Gerichte. Und noch einen Unterschied gibt es: Den weißen Trüffel findet man tatsächlich nur in der Natur!

3. Das perfekte Restaurant für den Trüffelgenuss

Ach, es gibt so viele tolle Restaurants in Frankreich. Es muss nicht immer der Sternetempel sein. Wobei, auch das gönnen wir uns ab zu. Denn die Kombination aus besten besten Zutaten, handwerklichem Können und kunstfertiger Präsentation - das bekommt man fast nur in den Sternelokalen.

 

Auf jeden Fall solltet ihr euch ein Restaurant aussuchen, in dem ein Küchenchef den Kochlöffel schwingt, der seine Produkte liebt. Und in dem die frischen Zutaten fast noch zucken, bevor sie in ein Gericht verwandelt werden (sofern dies biologisch möglich ist - bei Gemüse mache ich mal eine Ausnahme). Na, und der im besten Falle die Rohstoffe nicht einfach nur verarbeitet, sondern sozusagen veredelt. Veredeln passt im Zusammenhang mit Trüffeln übrigens echt gut, finde ich.

©Chez Serge
©Chez Serge

Uns wurde letzten Herbst wärmstens das kleine Restaurant "Chez Serge" in Carpentras ans Herz gelegt. Ach, war das schön. Total nettes Team und total leckeres Essen. Das als Kurzzusammenfassung.

 

Serge Ghoukassian hat neben seiner Leidenschaft, dem Kochen offensichtlich eine Leidenschaft für Trüffel. Denn auf seiner Karte gibt es immer Trüffel-Gerichte. Ja genau, das ganze Jahr. Denn außer dem Wintertrüffel werden in der Region auch noch eifrig Sommer- und Herbsttrüffel ausgebuddelt. Die sind zwar nicht ganz so aromatisch, helfen aber ein wenig über den finalen Trüffelblues jenseits des Winters hinweg und vermeiden zudem eine komplette Trüffel-Abstinenz.

 

Das Lokal ist modern eingerichtet und bietet ein fantastische Weinkarte. In seinen Kreationen verarbeitet Serge mit seinem Küchenteam beste Zutaten der Region (oh, fast hätte ich "verkochen" geschrieben, aber das würde wohl zu fatalen und völlig falschen Schlüssen führen...).

 

Wen wir auf eine unserer individuell geplanten Reisen in die Region schicken, dem reservieren wir auf jeden Fall einen Tisch bei Serge! Schaut doch mal in unseren Reisevorschlag rein:

4. Traditionelle Feste, z.B. die Trüffelversteigerung in Richerenches

Trüffelmesse ©Tourisme et Patrimoine Richerenches
Trüffelmesse ©Tourisme et Patrimoine Richerenches

Ist euch schon mal aufgefallen, dass seit letztem Jahr das Wörtchen „eigentlich“ einen unfassbaren Boom erlebt? „Eigentlich“ ist für mich das heimliche Wort des Jahres 2020: Eigentlich wären wir ja jetzt im Urlaub..., eigentlich hätte ich ja meinen Fünfzigsten gefeiert..., eigentlich wollten wir heiraten…, eigentlich hätten wir für morgen Karten für ein Konzert von…

 

Tja, und eigentlich wäre kommendes Wochenende, genauer gesagt am 17. Januar, die traditionelle Trüffelversteigerung in Richerenches in der Provence gewesen. Wenn, ja wenn nicht Corona alles in Ketten legen und immer noch viele Pläne über den Haufen werfen würde.

 

Jedes Jahr, am dritten Sonntag im Januar, treffen sich Trüffelfreunde in der Kirche Saint Denis in Richerenches zur Messe, die übrigens in provenzalischer Sprache gehalten wird. Sie findet zu Ehren von Saint Antoine Le Grand statt, dem Schutzpatron der Trüffelzüchter. Statt Geld werden hier vor allem Trüffel in den Klingelbeutel geworfen. Die Versteigerung der üppigen Trüffelspenden findet in einer Zeremonie nach der Messe auf dem Place de l'Hotel de Ville statt. Der Erlös wird für kirchliche (ich hoffe mal, wohltätige) Zwecke verwendet. Und danach gibt‘s das traditionelle Trüffelessen der örtlichen Trüffelbruderschaft.

 

Die Versteigerung findet nun übrigens trotzdem statt - Interessenten sind aufgefordert, ihre Gebote direkt an die Gemeinde zu richten. Für die Franzosen, die gerne feiern, natürlich kein Ersatz. Trüffelfeinschmecker trösten sich mit den ersteigerten Pilzen...

5. Farbe pur – die Ockerfelsen

Natürlich denkt jeder an die leuchtend lila Lavendelfelder, die in den frühen Sommermonaten die Landschaft der Provence dominieren. Doch es gibt noch weitere Farbexplosionen der Natur - und zwar das ganze Jahr! Nämlich die alten Ockersteinbrüche.

 

Fast könnte man meinen, ein eifriges Engelchen habe von einer Wolke hinab alle seine Malereimer in den Farbtönen Orange, Rot und Gelb ausgekippt und dann begeistert mit einem großen Pinsel herumhantiert...

 

Es gibt in der Region Vaucluse zwei empfehlenswerte Orte, um die Ockerfelsen zu bewundern: Einmal „Le sentier des Ocres“ in Roussillon. Die Felsen liegen direkt an dem übrigens sehr hübschen, aber auch touristischen Ortskern. Aber es lohnt sich, mal durch die Altstadt zu bummeln. Die Häuser sind, wenig überraschend, in allen Farben der markanten Felsen gehalten. Im “conservatoire des ocres”, einer ehemaligen Ockerwerk, erfährt man mehr über die Geschichte des Ockeranbaus bis ca. 1930, wie der Ocker als Farbstoff in Kosmetik und der Pharmazie verwendet wurde, sowie geologische Besonderheiten.

 

Colorado Provençal
Colorado Provençal

 

Der zweite wird Colorado Provençal genannt. Es liegt inmitten der Natur, aber auch nur ca. 15km von Roussillon entfernt. Wer vom ersten entzückt ist, wird auch vom zweiten nicht enttäuscht sein und umgekehrt. Ich dachte ja, einer reicht, aber sie sind so verschieden. Wer genügend Zeit hat, sollte - finde ich - beide besuchen. Wer nur wenig Zeit hat, dem empfehle ich Roussillon. Hier gibt es neben einem etwas längeren auch einen kurzen, ca. 30-minütigen Rundweg, auf dem man schon einen sehr tollen Eindruck bekommt. Für 2,50 EUR p.P. wirklich ok. Zum Colorado läuft man vom Parkplatz stramm 15 Min. Das Gelände ist dort offener und weitläufiger, man kann auch eine längeren Rundweg von ca. 1,5 Std. über die Hügel machen. Hier kostet nur das Parken etwas: 5 EUR pro Fahrzeug.

 

Übrigens, wenn es sehr trocken ist sollte man nach dem Spaziergang durch die bunten, aber auch recht staubigen Felsen seine Schuhe putzen. Und: sich mit hellen Hosen auf die Steine zu setzen ist nur eine bedingt gute Idee...

 

Na, Lust bekommen, auf eine Reise ins kunterbunte, genussvolle Vaucluse?